Was bedeutet die Abfallhierarchie und wo können wir ansetzen?

Im Jahr 2012 wurde mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) die EU-Abfallrahmenrichtlinie aus 2008 in deutsches Recht umgesetzt und das bestehende deutsche Abfallrecht umfassend modernisiert. Aktuell wird das KrWG aktualisiert, um die Novellierung der EU-Abfallrahmenrichtlinie aus 2018 in deutsches Recht umzuwandeln.

Nach §1 ist Zweck des Gesetzes, „die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen“. Kern des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ist die fünfstufige Abfallhierarchie, die im §6 verankert ist:

„(1) Maßnahmen der Vermeidung und der Abfallbewirtschaftung stehen in folgender Rangfolge:

1. Vermeidung

2. Vorbereitung zur Wiederverwendung

3. Recycling

4. Sonstige Verwertung, inbesondere energetische Verwertung und Verfüllung

5. Beseitigung / Deponie“

Ausgehend von dieser Rangfolge sollen diejenigen Maßnahmen den Vorrang haben, die den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen am besten gewährleistet.

Was bedeuten die Stufen der Hierarchie?

1. Vermeidung

Die oberste Priorität muss in der Vermeidung von Abfällen liegen, d.h. der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Aus Sicht der Verpackungsherstellung für u. a. Lebensmittel sagen wir, dass Verpackungen in den allermeisten Fällen sinnvoll sind, dass aber natürlich überflüssige Umverpackungen, unnötig dicke Materialstärken oder Verbundfolien, die aus mehreren Materialien bestehen, nicht immer notwendig sind und vermieden werden können. Ein Ansatz besteht darin, existierende Verpackungen zu prüfen und ihr Verpackungsdesign Richtung Vermeidung zu optimieren. In Anlehnung an die Abfallhierarchie lassen sich aber auch im Produktionsprozess überflüssige Müllmengen vermeiden. Wir setzen auf eine bedarfsorientierte Produktion, d.h. der Kunde erhält nur die Ware, die er wirklich benötigt. Der Vorteil ist, dass er nicht auf Lager produziert und demnach auch keine Ware vernichten muss, falls sie aufgrund von Designänderungen oder saisonalen Schwankungen nicht eingesetzt wird. Dies erfordert natürlich eine genaue Abstimmung zwischen Bedarf und Produktion/Planung, was wir gemeinsam mit unseren Kunden über Forecasts und digitalisierte Workflows realisieren. So vermeiden wir übrigens auch Redundanzen in der Administration!

2. Vorbereitung zur Wiederverwendung

Unter der 2. Stufe der Abfallhierarchie wird die Wiedernutzbarmachung von Produkten insbesondere durch Reparatur verstanden. Beispielhaft hierfür stehen Elektro- und Elektronikgeräte, die durch Reparatur defekter Bauteile oder Bauteilgruppen dem ursprünglichen Nutzungszweck wieder zu geführt werden können. Als Wiederverwendung können u.a. aber auch Mehrwegsysteme, Second-Hand-Kleidung oder Altfahrzeuge gelten. Die Aufbereitung oder Wiederverwendung von flexibler Verpackungsfolie lässt sich ggf. noch im Warenversand realisieren, allerdings ist der Punkt 3. Recycling von größerer Bedeutung.

3. Recycling

Der §3 Absatz 25 KrWG definiert Recycling als „jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind“ (§ 3 Abs. 25 KwG). Die so produzierten Stoffe werden als Rezyklat oder Regenerat bezeichnet. Das heißt, Recycling hat die Aufgabe, einen Rohstoff im Kreislauf zu erhalten. Die sog. Sekundärrohstoffe sind essentiell für die Kreislaufwirtschaft von Verpackungen. So können Rezyklate aus Glas, Papier oder Kunststoffen für neue Produkte wiederverwendet werden. Auf diese Weise hilft Recycling auch, den Verbrauch von Rohstoffen und gleichzeitig Energie zu sparen. Das Recycling ist aus unserer Sicht – neben der Vermeidung – das höchste Ziel beim Design einer flexiblen Verpackung. Deshalb haben wir unser Portfolio vollständig auf recyclingfähige Folien umgestellt. Die Folien finden in der Sammlung, Sortierung und Verwertung ihren Weg zu sortenreinem Rezyklat, das heute bereits gemäß eines Kreislaufs als Wertstoff wiedereingesetzt wird.

4. Sonstige Verwertung

Sollte eine Wiederverwendung oder stoffliche Verwertung nicht möglich sein, können Abfälle unter anderem energetisch verwertet werden. Hiermit ist vor allem die Verbrennung von Müll gemeint, bei der Strom und Wärme erzeugt werden.

5. Beseitigung

Nur wenn keine der in der Rangfolge vorgestellten Verfahren angewendet werden können, darf Abfall beseitigt werden. Der Abfall wird thermisch vorbehandelt und landet im Anschluss auf der Deponie. Die Abfallhierarchie ist Grundlage vieler weiterer Ausprägungen im Umgang mit Verpackungen, u.a. hat sie direkten Einfluss auf das Anfang 2019 eingeführte Verpackungsgesetz.

Fazit: Wenn wir die Abfallhierarchie für uns und unsere Kunden umsetzen möchten, gilt es erstens Verpackungen (Material / Zusatzfarben / Hilfsstoffe) zu vermeiden, wo es möglich ist, und zweitens, wenn Verpackungen eingesetzt werden, diese recyclingfähig zu gestalten.

Was bedeutet die Abfallhierarchie und wo können wir ansetzen?

Über den Autor

"WIR HANDELN NACHHALTIG AUS ÜBERZEUGUNG!"

Maag-Geschäftsführer Ansgar Schonlau ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und hat langjährige Erfahrung in der Druck- und Verpackungsindustrie mit dem Schwerpunkt auf Flexible Verpackungen.  Er ist engagierter Verfechter der Supply-Chain-Optimierung zur Vermeidung aller Arten von Verschwendung, hat in seinem Unternehmen schon früh Lean Management eingeführt und setzt sich für die Kreislaufwirtschaft von Folienverpackungen ein.