Mechanisches Recycling gezielt fördern – Perspektive eines Herstellers flexibler Verpackungen

Mechanisches Recycling ist und bleibt das tragende Fundament unserer Kunststoffkreislaufwirtschaft. Doch leider ist auch eine Wahrheit, dass trotz hoher Recyclingquoten (67% im privaten Endverbrauch in Deutschland, Conversio) nur 7 % dieser Mengen tatsächlich neuwarenersetzend wiederverwendet werden. Mechanisches Recycling hat ein strukturelles Qualitätsproblem Es fehlt an hochwertigen Rezyklaten, die in der Lage sind, Neuwarenmaterial zu ersetzen. Ohne diese hochwertigen Rezyklate kann keine echte Kreislaufwirtschaft funktionieren.

Und die Lage spitzt sich weiter zu: Mit den ab 2030 geltenden gesetzlichen Rezyklateinsatzquoten wird sich der Bedarf an hochwertigen Rezyklaten voraussichtlich verfünffachen. Umso wichtiger ist es, dass bereits die eingesetzten Materialien und Verpackungen recyclinggerecht gestaltet sind. Denn was ins System gelangt, bestimmt die Qualität am Ende – das gilt beim Recycling ganz besonders. Klare Design-for-Recycling-Standards sind deshalb unerlässlich, um die nötige Rezyklatqualität überhaupt erst möglich zu machen

Das Dilemma: Was nach außen einfach wirkt, ist in Wirklichkeit hochkomplex: Der Kunststoffverpackungsmarkt ist so stark fragmentiert, dass allgemeingültige Standards kaum realistisch erscheinen. Selbst Verpackungen vom selben Hersteller können innerhalb von Spezifikationen von einer Lieferung zur anderen relevant schwanken – die Variantenvielfalt ist kaum überschaubar. Schon beim Ausgangsmaterial, dem Polymergranulat, beginnen die Unterschiede – abhängig von Rohstoffquelle, Herstellungsland und Eigenschaft/Qualität. Darauf aufbauend entstehen hochkomplexe Folienstrukturen:

  • Eine vermeintlich einfache Monofolie besteht heute üblicherweise aus mehren, übereinander-extrudierten Schichten,
  • Jede Schicht ist auf spezifische mechanische, thermische, optische oder chemische Anforderungen

Kunststofferzeuger und -verarbeiter entwickeln diese Schichten individuell – angepasst an Verarbeitungstechniken, Maschinenparameter und spezielle Produktanforderungen. Zusätzlich kommen noch weitere Variablen ins Spiel:

  • Druckverfahren wie z.B. Flexo-, Tief- oder Digitaldruck
  • Vorderseiten-, Rückseiten- oder Zwischenlagendruck
  • Farbsysteme
  • Duplex- oder Triplexkaschierung

Der Fokus auf maximale, nicht optimale Produktoptimierung bei mangelhafter Orientierung an Prozessen und Standards ist ein Wesenszug der Verpackungsindustrie - die Kreativität von Industrie und Handel akzeptiert kaum eine Grenze.

Bestehende Standards und Guidelines des Handels zeigen in der Theorie den richtigen Weg – doch die Umsetzung scheitert bei flexiblen Kunststoffverpackungen an der industriellen Realität. Die Vielzahl an Produktvariablen , kombiniert mit unterschiedlichen, industriellen Prozessen und Marktanforderungen, macht einen funktionalen Standard für Design for Recycling extrem schwierig – ich behaupte, allein der Begriff Standard wird von den diversen Marktteilnehmern häufig allein aus der eigenen Wahrnehmung – mit wenig Verständnis für das Gegenüber - interpretiert. Um es ein wenig ketzerisch zu formulieren: Ich bin der Standard, und um diesen herum bitte ich um Anpassung!

Echte Verbesserungen in der Kreislaufwirtschaft sind so kaum zu erzielen, und deswegen lautet unser Fazit: Wir benötigen mehr partnerschaftliches Miteinander – Zuhören(!) - zwischen den beteiligten Akteuren, und weniger gute Vorschläge, was die Anderen besser machen können. Wir werden auch stärker den Unterschied zwischen Maximum und Optimum von Verpackungen herausarbeiten müssen.

Genau an dieser Stelle kommt der Zertifikatehandel für Rezyklateinsatz in Kunststoffprodukten der Firma Certified Recycled Content CRC zum Tragen: Statt komplexe Materialanforderungen und -kompositionen theoretisch zu standardisieren, wird der tatsächliche, marktwirtschaftliche Erfolg – der neuwarenersetzende Wiedereinsatz in Bezug auf Produktqualität und Marktbedarf ins Zentrum der Beurteilung der Kreislauffähigkeit(!) von Verpackungen gestellt. Das Prinzip: „Transparenz und Klarheit durch Fokus auf Resultate!“

CRC dreht die Denkweise um: Weg von "Was könnte theoretisch recyclingfähig sein?" und hin zu "Was wird tatsächlich recycelt UND ersetzt Neuware?" Zertifikate werden damit als Hebel für eine sich selbst optimierende Kreislaufwirtschaft funktionieren, mit dem Ziel, sich selbst obsolet zu machen, wenn der Kreislauf steht.

Es handelt sich um ein marktwirtschaftlich gesteuertes, auditiertes Zertifikatesystem, das Unternehmen finanziell belohnt, die hochwertige Post-Consumer-Rezyklate (PCR) über ihre gesetzlichen Verpflichtungen hinaus einsetzen. CRC kann dank dieser Unternehmen Zertifikate generieren, die von Inverkehrbringern von Verpackungen erworben werden können, die ihre legislativen Verpflichtungen zum Rezyklateinsatz zB aus Gründen der Lebensmittelsicherheit nicht erfüllen, aber durch vorausschauende Auswahl ihre Verpackungspolymere einen positiven Einfluss auf den Stoffkreislauf nehmen können.

CRC ist eine blockchain-basierte Handelsplattform mit eindeutigem und rückverfolgbaren Regelwerk:

  • Ausschließlich hochwertige Rezyklate (gem. UBA-Definition) aus Verpackungsabfällen sind zertifikatsfähig
  • Ausschließlich Inverkehrbringer von Kunststoffverpackungen/ Markenartikler mit nachweisbarer Kreislauffähigkeit ihrer Verpackungen dürfen Zertifikate erwerben
  • Doppelte Anrechnungen von Rezyklat-Tonnagen sind ausgeschlossen – geprüft durch Audits unabhängiger Wirtschaftsprüfer
  • Das System schafft Preisanreize, die Qualität belohnen: Knappheit treibt Wert – und Wert schafft Wandel

Das Ergebnis: Ein kontinuierlicher Anreiz zur Verbesserung des Designs von Verpackungen – auf Basis realer Marktdynamik statt bloßer Regulierungsbürokratie.

Weniger Primärplastik – mehr hochwertige Kreisläufe
Kunststoffvermeidung bleibt ein zentrales Ziel. Doch in vielen Bereichen – ob Lebensmittelverpackung, Medizin oder Transport – wird Plastik auch künftig unverzichtbar bleiben. Umso wichtiger ist es, dass Kunststoffverpackungen in geschlossenen, hochwertigen Kreisläufen geführt werden.

Dank CRC können Unternehmen:

  • ihre gesetzlichen Rezyklateinsatzquoten erfüllen
  • hochwertige Rezyklate wirtschaftlich absichern
  • Design for Recycling strategisch weiterentwickeln

Nutzen wir diese unbürokratische, marktwirtschaftliche Möglichkeit, die Prozesse in der Kreislaufwirtschaft weiter zu digitalisieren und so zu verschlanken und deutlich effizienter zu gestalten!

Über den Autor

"WIR HANDELN NACHHALTIG AUS ÜBERZEUGUNG!"

Maag-Geschäftsführer Ansgar Schonlau ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und hat langjährige Erfahrung in der Druck- und Verpackungsindustrie mit dem Schwerpunkt auf Flexible Verpackungen.  Er ist engagierter Verfechter der Supply-Chain-Optimierung zur Vermeidung aller Arten von Verschwendung, hat in seinem Unternehmen schon früh Lean Management eingeführt und setzt sich für die Kreislaufwirtschaft von Folienverpackungen ein.