Was bedeuten Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit einer Verpackung?

Um eine Folienverpackung nachhaltig zu gestalten und ihren Wertstoff im besten Fall über ein sortenreines Recycling im Kreislauf zu erhalten, ist es wichtig, den Verpackungskreislauf und seine Akteure zu kennen. Jeder dieser Akteure hat eine andere Sicht auf die Dinge, die wir an dieser Stelle kurz beleuchten möchten.

  1. Der Folienproduzent
    Der Folienproduzent ist der Hersteller der Verpackungsfolie. Er kauft in der Regel heute noch fossile Rohstoffe ein und extrudiert Folien in verschiedenen Verfahren. Für ihn sind die Rohstoff-Preise relevant. Er sieht sich heute in der Situation, dass fossile Rohstoffe deutlich günstiger als nachwachsende Rohstoffe als auch Rezyklate sind. Daher sind diese auch seine erste Wahl. Für die Verpackungshersteller stellt er unterschiedliches (Folien-)Material zur Verfügung.
  2. Der Verpackungshersteller
    Der Verpackungshersteller ist die Schnittstelle zwischen dem Folienproduzenten und dem Verpacker. Er stellt die für die abzupackende Ware sinnvollste Verpackungslösung zur Verfügung. Da seine Kunden bisher häufig preisgetrieben agierten, bot er häufig die günstigste Materialkombination – unabhängig von Nachhaltigkeitsaspekten – an. Viele der großen Verpackungshersteller sind gleichzeitig Folienproduzenten mit dem Interesse, ihr eigenes Material zu verkaufen, auch hier wird Nachhaltigkeit bis dato kaum in Betracht gezogen.
  3. Markeninhaber / Handel und abpackende Betriebe
    Der Inverkehrbringer der Ware – seien es der Markenartikler oder der Handel – möchte seine Ware in der Regel möglichst preisgünstig verpacken, ohne dass die verpackte Ware an Qualität verliert. Während das Design häufig nicht unter dem Preisaspekt erstellt wird (das Marketing ist hier der Treiber!) und häufig vollflächige, mehrfarbige Designs zur Anwendung kommen, wird demnach oft beim Material gespart. Seit Einführung des Verpackungsgesetzes Anfang 2019 sind fast bei allen Unternehmen Nachhaltigkeitsinitiativen gestartet worden, die sich auch um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen bemühen. Hier herrscht zum Teil große Unsicherheit, was tatsächlich als recyclingfähig gilt. Parallel zeigt die Realität, dass eine nachhaltige Verpackungslösung häufig nicht mehr kosten darf.
  4. Verbraucher
    Der Verbraucher besitzt häufig ein negatives Image von Plastikverpackungen. Er sieht jede in Kunststoff verpackte Ware als Umweltproblem an. Papier hingegen besitzt beim Verbraucher ein positives, klimafreundliches Image. Sogar „unverpackte“ Ware wird gelobt, unabhängig davon, ob die Ware schneller verdirbt. Die Kunststoffverpackungen, die verwendet werden, landen zu 40% richtig in der Gelben Tonne, knapp 60% gelten als Fehlwürfe.
  5. Sammlung / Sortierung
    Die Sammler und Sortierer nehmen heute das Material auf, das der Verbraucher in der Gelben Tonne entsorgt. Sie machten sich bisher keine Gedanken darüber, wie Verpackungen von vornherein optimiert werden könnten, um eine bessere Sortierung zuzulassen bzw. sortenreiner zu sortieren. Laut Aussage der Sortierer kann mit der Nah-Infrarot-Technologie theoretisch alles sortiert werden. Wichtig für sie ist, dass das sortierte Material hinterher abgenommen wird.
  6. Recycling
    Der Recycler verarbeitet das sortierte Material zu Rezyklat. Ihn interessiert sein Output bzw. dass er dieses zu einem guten Preis am Markt verkauft. Seine Abnehmer sind Extrusions- oder Spritzgussunternehmen. Das Rezyklat findet heute bisher kaum Anwendung in flexiblen Verpackungen aufgrund unterschiedlicher Hemmnisse, die wir Ihnen hier erläutern möchten. (Link zum Artikel über Hemmnisse für Rezyklateinsatz)

Wonach richtet sich nun die Entwicklung einer nachhaltigen, kreislauffähigen Verpackung? Welches ist der ausschlaggebende Faktor?

Im besten Fall betrachten wir dabei die Stelle im Kreislauf, an der es momentan noch zu einer Unterbrechung des Kreislaufs kommt, die Stelle, an der eine Verpackung nach dem Gebrauch verwertet wird. Um eine möglichst hohe Recyclingquote zu erzielen, sollte möglichst viel Material im (heute noch) mechanischen Recyclingprozess landen, da die energetische Verwertung eine Sackgasse bildet. Das Beste für den Recycler ist es, ein sortenreines und hochwertiges Rezyklat herzustellen. Dieses schafft er, indem Verpackungen mit wenigen störenden Fremdstoffen und bestenfalls nur aus einem Material bestehen (das auch als Verbundfolie, für Label und Etiketten zum Einsatz kommen kann). Dieses kann in der Sortierung leicht identifiziert werden, zum Beispiel im Vergleich zu Multi-Material-Verpackungen.

Das Gute daran ist, dass heute schon Lösungen für Ein-Stoff-Folienverpackungen (auch als Multilayer) für viele Produkte auch aus dem Lebensmittelbereich existieren.

Warum Polypropylen für Ein-Stoff-Verpackungen am besten geeignet ist und warum Papier zwar recyclingfähig ist, aber für den Lebensmitteleinsatz problematisch ist, beleuchten wir in weiteren Blog-Beiträgen.

Fazit: Für eine nachhaltige Verpackungslösung hilft das Verständnis des Verpackungskreislaufs und seiner Akteure. Das höchste Ziel sollte sortenreines Rezyklat sein. Daher sind das Design einer Verpackung und ihre Materialspezifikation von hoher Relevanz.

Verpackungskreislauf (Plastics Europe)
Quelle: aus „Plastics - the Facts 2018“ (Plastics Europe, Association of Plastics Manfacturers)

Über den Autor

"WIR HANDELN NACHHALTIG AUS ÜBERZEUGUNG!"

Maag-Geschäftsführer Ansgar Schonlau ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und hat langjährige Erfahrung in der Druck- und Verpackungsindustrie mit dem Schwerpunkt auf Flexible Verpackungen.  Er ist engagierter Verfechter der Supply-Chain-Optimierung zur Vermeidung aller Arten von Verschwendung, hat in seinem Unternehmen schon früh Lean Management eingeführt und setzt sich für die Kreislaufwirtschaft von Folienverpackungen ein.